Information für den Fachberater Hochwasser


Mit Umsetzung der EU-Hochwasserrisikomanagement-Richtlinie (HWRM-RL) müssen alle Bundesländer aufgefordert Hochwasserrisikobewertungen vornehmen und Maßnahmen zur Bewältigung von Hochwasserrisiken erarbeiten. Neben den schon seit vielen Jahren vorliegenden Karten der Überschwemmungsgebiete (schon die Preußen haben vor über 150 solche Karten erstellt) mussten bis Ende 2013 auch Hochwassergefahren und Hochwasserrisikokarten für Risikogebiete erstellen. Diese Karten sind auch den Bürgern zugänglich zu machen, dafür gibt es Papierkarten bei den Kommunen und digitale Karten im Internet. Gefahrenkarten zeigen dabei in der Regel zusätzlich die Wassertiefe (alternativ möglich ist auch die Fließgeschwindigkeit oder eine Kombination). Die Risikokarten zeigen die potenziellen Schäden, zum Teil auch Anzahl der betroffenen Personen bzw. betroffene kritische Infrastruktur. Diese Karten sind in den einzelnen Bundesländern an unterschiedlichen Stellen im Internet verfügbar. Eine zentrale Plattform dafür ist der WasserBLIcK (www.wasserblick.net) die schon für die Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie (im Jahr 2000 verabschiedet zur Verbesserung der ökologischen Situation der Gewässer). Auf dieser Plattform sind alle für die Öffentlichkeit relevanten Dokumente verfügbar zum Teil bis auf die Ebene von Landkreisen.

Darüber hinaus hat die Bundesanstalt für Gewässerkunde (www.bafg,de) neben den Portalen der einzelnen Bundeländer Im Rahmen der Umsetzung der EG-Hochwasserrisikomanagementrichtlinie eine Kartenanwendung im Internet freigegeben. Diese Kartenanwendung bildet die nationale Schnittstelle zu den detaillierten Hochwassergefahren- und risikokarten der zuständigen Behörden der Länder.

Mit diesen eingestellten Karten bietet sich insbesondere den Fachberatern Hochwasser aber auch allen im Hochwasserschutz Aktiven eine neue Möglichkeit die Fachberatungen noch detaillierter und noch örtlich bezogener vorzubereiten und durchzuführen. In den Darstellungen gibt es zwischen den Bundesländern aber auch innerhalb eines Bundeslandes große Unterschiede, je nach dem zu welchem Zeitpunkt die Karten fertiggestellt wurden. Einige Karten existierten auch schon bevor die Hochwasserrisikomanagementrichtlinie 2007 verabschiedet wurde bzw. bevor gemeinsame Festlegungen getroffen wurden. Die nachfolgenden Anmerkungen beziehen sich daher auf den Regelfall.  

Die Gefahren- und Risikokarten werden vor dem Hintergrund einer topographischen Karte im Maßstab 1:10.000 dargestellt. Sie werden für verschiedene Hochwasserszenarien aufbereitet:

Extremhochwasser (HQ Extrem) häufig ein HQ200 oder ein Hochwasser bei dem die Deiche überströmt werden; 100-jährliches Hochwasser (HQ100 oder HQ Mittel); häufiges Hochwasserereignis (HQ Häufig) hier wird oft ein HQ5 bis HQ20 verwendet.

Ein sogenanntes 100-jährliches Hochwasser wird statistisch gesehen in 100 Jahren einmal erreicht oder überschritten. Bei der Variabilität der Natur können in 100 Jahren aber auch 2-3 solcher Ereignisse auftreten und dann 300 Jahre nicht mehr. Hinzu kommt das Problem, dass das 100-järliche Ereignis of aus Messreichen berechnet werden muss die nur 30-60 Jahre lang sind, für eine sichere Berechnung wären aber etwa 300 Jahre erforderlich. Es bildet in der Regel auch die Grundlage für den lokalen Hochwasserschutz und die Festsetzung von Überschwemmungsgebieten. Daneben besteht das Restrisiko eines seltenen oder extremen Hochwassers. Die Karten für das HQ Häufig sind optional und entsprechen einem Hochwasser, das alle 5 bis 20 Jahre vorkommt. Die Darstellungen von HQ Extrem und HQ Häufig dienen in erster Linie der Information und zur Verbesserung der Vorsorge. Bei HQ Extrem soll deutlich werden, dass auch hinter Schutzmaßnahmen wie Ufermauern und Deichen ein Risiko besteht, auch Schutzanlagen wie Talsperren und Hochwasserrückhaltebecken vermindern die Abflüsse kaum noch. Auch hier gibt es unterschiedliche Vorgehensweise wie die Retentionswirkung der Anlagen berücksichtigt wird.
 

Inhalte der Hochwassergefahrenkarten:

Hochwassergefahrenkarten beschreiben die möglichen Gefahren eines Hochwassers meist die Fließtiefen aber auch die Fleißgeschwindigkeit ist möglich. Die Hochwassergefahrenkarten zeigen die Wassertiefen in verschiedenen Abstufungen. Die Länderarbeitsgemeinschaft Wasser (www.lawa.de) hat hierzu Empfehlungen herausgegeben, es gibt jedoch viele Karten die hiervon abweichen. Für jedes Hochwasserszenario gibt es eine Karte. Daraus abgeleitet gibt es für einige Bereich auch kombinierte Karten in denen alle drei Flächen in einer Karte dargestellt sind ohne Fleißtiefen.  
 

Inhalte der Hochwasserrisikokarten:

Hochwasserrisikokarten zeigen die Betroffenheit bei den verschiedenen Hochwasserszenarien. Hierfür werden die jeweils überflutete Flächen mit Landnutzungsdaten verschnitten. Dies ist für die Abschätzung des Risikos von großer Bedeutung, denn in Wohn- und Industriegebieten besteht ein deutlich höheres Schadenspotenzial als bei Grünflächen. Darüber hinaus enthalten Hochwasserrisikokarten folgende Darstellungen: spezielle Schutzgebiete (z.B. Trinkwassersschutzgebiete); Kulturgüter; Badegewässer; Industriebetriebe, von denen bei Hochwasser Umweltgefährdungen ausgehen können und Infrastruktureinrichtungen z.B. Stromverteilungen.

Für alle Städte und Gemeinden wird zur Hochwasserrisikokarte ein Beiblatt pro Gewässer erstellt, das folgende statistische Größen zu den Karten zusammenfasst: Anzahl der betroffenen Einwohner, überflutete Flächen unterschieden nach Wassertiefen und Nutzung in m2; spezifische Angaben zu betroffenen Schutzgebieten, Kulturgütern, Badegewässern und Betrieben.



Die Informationen werden mit freundlicher Unterstützung der Akademie Hochwasser (www.akademie-hochwasserschutz.de) bereitgestellt.
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